Keine Medaillen, aber Ziele erreicht

SCHWIMMEN - Die Schwimmabteilung des VfL Wanfried ist nur im Sommer aktiv

Wanfried – Auf der Hälfte der Strecke lächelt freundlich von unten „Wali“. Der Belugawal, oder welche Art auch immer, ziert den Boden des Freibadbeckens in Wanfried. Ein echter Wal hätte sicher keine Probleme, 50 Meter am Stück zu schwimmen. Ungeübten Badegästen kann bei der Distanz schon mal die Puste ausgehen.

Normalerweise ist es im Wanfrieder Freibad bei gutem Wetter ohnehin unmöglich, die volle Bahnlänge auszukosten ohne den obligatorischen Slalom zwischen wassertretenden Senioren, Schwimmtieren und tauchenden Kindern. Der VfL Wanfried ermöglicht es seinen Mitgliedern, zweimal pro Woche, dienstags und donnerstags, nach dem offiziellen Badeschluss um 19 Uhr für eine Stunde an der Schwimmkondition und der Technik zu feilen.

Etwa zwölf Erwachsene und Kinder kommen regelmäßig zum Training, bei gutem Wetter sind es auch mal mehr. Geleitet wird es von Ralph Schröder und Barbara Böttner. „Hier geht es nicht um Wettkämpfe und Zeiten, hier verfolgt jeder sein persönliches Ziel.“ Und das kann ganz unterschiedlich aussehen. Angela Hamp hat ihres erreicht. „Ich bin keine besonders gute Schwimmerin und wollte einfach sicherer werden“, sagt die 42-Jährige. „Mittlerweile schaffe ich 1000 Meter, nicht schnell, aber ohne Angst.“

Sie kommt mit ihren Söhnen Noah und Aaron zum Training, die für das silberne und goldene Schwimmabzeichen trainieren. Mona Schellhase ist Triathletin. „Da brauche ich das Schwimmen. Und so eine 50-Meter-Bahn ist schon Luxus.“ Im kommenden Jahr möchte sie die Triathlon-Langdistanz angehen, das bedeutet auch 3,8 Kilometer schwimmen. Die Technik hat sie mithilfe von Youtube-Videos erlernt. Das funktioniere gut, „aber hier bekomme ich die Tipps in der Praxis“, sagt die 29-Jährige.

Ralph Schröder ist kein ausgebildeter Schwimmtrainer, kann aber, egal ob beim Kopfsprung, Kraul- oder Brustschwimmen hilfreiche Tipps geben. Seit 18 Jahren leitet er das Schwimmtraining beim VfL. „Es ist einfach toll zu sehen, wenn die Leute Fortschritte machen. „Wir hatten eine Teilnehmerin, die traute sich nicht, den Kopf unter Wasser zu machen, jetzt taucht sie locker zehn Meter.“

Früher bot der VfL Wanfried außerhalb der Freibadsaison auch Training im Eschweger Hallenbad an. „Doch das wurde immer teurer. Es hat sich irgendwann nicht mehr gerechnet.“ Auch sei es immer schwieriger geworden, Schwimmzeiten zu kommen. Seit zwei Jahren gibt es nun das Training nach Badeschluss. Die Stadt Wanfried stellt die Kosten für den Rettungsschwimmer, der bei jedem Training anwesend sein muss. Der Förderverein hat Schwimmutensilien wie Flossen, Wasserballtore oder Bojen angeschafft.

In der einen Hälfte üben die Kinder und Jugendlichen für die Schwimmabzeichen. Streckentauchen, Kopfsprünge. „Wenn du nicht so viel Quatsch machst und dich darauf konzentrierst, geradeaus zu schwimmen, wärst du viel schneller“, sagt Ralph Schröder zu Aaron Hampe, der für das Schwimmabzeichen in 30 Minuten mindestens 800 Meter zurücklegen muss. Aaron rollt mit den Augen. Das Streckentauchen macht ihm mehr Spaß. Dass ein Neunjähriger schon das goldene Schwimmabzeichen anvisiert, ist keine Selbstverständlichkeit mehr.

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) schätzt, dass hessenweit rund 60 Prozent der Kinder im Grundschulalter nicht schwimmen können. „Das kann man schon auch hier im Bad beobachten“, sagt Lukas Hoßbach vom Schwimmbad-Förderverein. „Richtig schwimmen sieht man kaum jemanden. Und wenn es mal einer versucht, sieht es manchmal besorgniserregend aus.“ Er findet das Angebot des VfL auch deshalb unterstützenswert.

Ralph Schröder zieht für diese Saison eine positive Bilanz: „Es ist super angelaufen. Vielleicht kommen nächste Saison ja noch mehr Interessierte.“ Sein Wunsch wäre es, vielleicht irgendwann auch wieder Wettkampfschwimmen in Wanfried anbieten zu können.

Quelle: Werra Rundschau vom 26.08.2023, Seite 29